Selbsthilfe ist zivilgesellschaftliches Engagement
Selbsthilfe hat viel erreicht, sie ist bekannt, wird geschätzt und gehört.
Selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppen, -initiativen und -organisationen gibt es in den unterschiedlichsten Bereichen. Ihre Zahl wird in Deutschland auf rund 70.000–100.000 geschätzt. Diese selbstorganisierten Zusammenschlüsse von Menschen, die ein gleiches Problem oder Anliegen haben und sich dem gemeinschaftlich stellen möchten, sind eine wertvolle Ergänzung zu medizinischen und institutionellen Hilfen. Ihren Ursprung haben sie in einem Aufbegehren gegen staatliche Bevormundung, die Dominanz (medizinischer) Expert*innen und in einem Streben nach mehr Selbstbestimmung. Sie dienen im Wesentlichen dem Informations- und Erfahrungsaustausch von Betroffenen und deren Angehörigen, der praktischen Lebenshilfe sowie der gegenseitigen emotionalen Unterstützung und Motivation.
Selbstbestimmtheit
Als eine Facette zivilgesellschaftlichen Engagements (neben Freiwilligen- und Vereinsarbeit, Ehrenämtern, Netzwerke etc.) basiert die Selbsthilfe auf demokratischen Grundregeln und Werten. Den Agierenden – egal ob Menschen mit Erkrankungen beziehungsweise deren Angehörigen, in sozial herausfordernden Lebenssituationen, LSBTI*-Personen oder Geflüchtete – geht es darum, sich sinnstiftend zu engagieren, ihre Lebenswelt mitzugestalten und Verantwortung für sich und ihr Umfeld zu übernehmen.
Worin liegt der Vorteil einer Selbsthilfegruppe?
Als Betroffene*r kenne ich die eigenen Problemlagen und Bedürfnisse und jene vergleichbar Betroffener aus einer internen Perspektive. Während Hilfe von Nichtbetroffenen und staatlichen oder medizinischen Expert*innen oftmals zu einem Machtgefälle führt, agiert Selbsthilfe auf Augenhöhe. Durch Selbsthilfegruppen wird die alte Forderung mit Leben gefüllt, dass nicht über die Betroffenen, sondern mit ihnen gesprochen wird. Sie bekommen durch einen solchen Zusammenschluss eine wirksame Stimme: Im Austausch werden gemeinsame Positionen entwickelt und öffentlich sichtbar und hörbar formuliert. Insofern bedeutet Selbsthilfe vor allem auch Selbstvertretung.
Was sind die Ziele der Selbsthilfe-Akademie Schleswig-Holstein?
Hier kommt nun die Selbsthilfe-Akademie Schleswig-Holstein ins Spiel. Ziel ist es, Menschen in der Selbsthilfe Werkzeuge an die Hand zu geben, damit sie selbstwirksam werden können. Mit Fortbildungen und einem Austausch über die Grenzen der eigenen Betroffenheit hinweg soll die Selbsthilfe-Szene, gestärkt werden. Die Selbsthilfe-Akademie Schleswig-Holstein sieht sich als ein Motor gruppenübergreifender Solidarität: Hier werden Menschen befähigt, gemeinsam für die Einhaltung der Menschenrechte für alle Menschen zu streiten – für gesellschaftliche Teilhabe, gegen Diskriminierung, für Selbstbestimmung und Mitwirkung in ihrem jeweiligen Engagementfeld.